Nachdem ich schon bei mehreren Veranstaltungen über Social SEO gesprochen habe, möchte ich nun gerne auch mal einen Blogartikel zu diesem Thema verfassen, der sich vor allem an Einsteiger auf diesem Gebiet richtet. Zunächst ist wichtig zu wissen, dass die drei Buchstaben „S“, „E“ und „O“ für Suchmaschinen-Optimierung stehen, engl. abgekürzt für „Search Engine Optimization“. Diese zielt im Gegensatz zum „Search Engine Advertising“ (SEA) – oftmals synonym zu „Search Engine Marketing“ (SEM) gebraucht – auf die Optimierung der organischen Suchergebnisse (grün markiert). Die Schaltung von Anzeigen (beispielsweise über Google AdWords, rot markiert) hat keinen direkten Einfluss auf die Position der der eigenen Website.
Darstellung der organischen Suchergebnisse (grün) sowie der AdWords-Anzeigen (rot) in Google
Social SEO ist längst Realität
Beim Social SEO geht es darum, die Zusammenhänge zwischen den Entwicklungen in Social Media und der Suchmaschinen-Optimierung zu beschreiben. Schließlich hat das Mitmach-Web nicht nur Auswirkungen auf das Nutzerverhalten, sondern auch auf die Interaktion, die Suche im Netz und das Teilen und Bewerten von Inhalten.
Leider gibt es noch immer sehr viele „SEO-Mythen“, die sich in den Köpfen von Unternehmern und Marketing-Verantwortlichen eingebrannt haben. Neben der vermeintlichen Wichtigkeit der Meta-Keywords für die eigene Positionierung, geht es häufig darum, Google zu überlisten. „Weiße Schrift auf weißem Hintergrund“ höre ich in Kundengesprächen immer mal wieder. Hier ist wichtig zu verstehen, wie Suchmaschinen ticken. Es geht nicht darum, Google zu überlisten, sondern zu verführen. Mit diesem Grundverständnis in der Tasche, lassen sich die wichtigsten drei Aspekte der Suchmaschinen-Optimierung leicht verständlich zusammenfassen:
- Profilierung
- Sichtbarkeit
- Kontinuität
Wer meine Vorträge kennt, der weiß, wie gern ich diese drei Begriffe habe. Im SEO-Bereich lassen sich „Profilierung“ und „Sichtbarkeit“ auch als OnPage- und OffPage-Optimierung bezeichnen – dieses Geschwisterpaar beschreibt Methoden, die einerseite auf der Website stattfinden (Technik, Indexierbarkeit, Keywords, Texte, Usability, Ladezeit etc.) und andererseits außerhalb der Website liegen (Vernetzung, Empfehlungen, Backlinks, Branding etc.).
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht tiefer in die Materie einsteigen als darauf hinzuweisen, dass es über 200 Faktoren zu beachten gilt und Google regelmäßig neue Updates durchführt. Wichtig ist jetzt, sehr kontinuierlich zu agieren und regelmäßig für die Aktualisierung der Website, Verbesserungen der Usability und Ladezeit sowie Verlinkung und Online-PR der Website zu arbeiten. Diesen Fleiß belohnt Google durch verbesserte Rankings für die gewählten Keywords.
Ist Google+ das nächste große Ding?
Mit Social SEO reagiert Google auf verändertes Nutzerverhalten
Nun kommen durch Social Media Dienste verschiedene Aspekte zum Tragen, die auch (mehr oder weniger) Auswirkungen auf die Berechnung der Suchergebnisse haben. Google kann gar nicht anders, als das geänderte Nutzer- und Suchverhalten in die Berechnung des Algorithmus mit einzubeziehen. Es gibt zahlreiche Artikel, die sich diesem Thema widmen. An dieser Stelle möchte ich deshalb nur die wichtigsten Veränderungen in kurzen Stichworten beschreiben:
- Google+
Anders als Facebook hat Google hinter seinem sozialen Netzwerk eine gigantische Suchmaschine. Bereits heute ist es möglich, die Suchergebnisse und einzelne Websites zu bewerten. Dank der personalisierten Suche erhalten die Nutzer Hinweise darauf, was ihr Netzwerk favorisiert. Aus meiner Sicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die +1 als Rankingfaktor tatsächlich umfassende Relevanz haben. - Social Signals
Bereits heute fließen die „Gefällt mir“, Kommentare, Shares (Teilen) und Verlinkungen aus Sozialen Netzwerken in geringem Maße die Suchergebnisse ein, zumindest sind sie messbar und werden sicher an Relevanz zunehmen. - Geschwindigkeit
Wenn es früher mehrere Wochen oder Monate gedauert hat, bis eine neue Website bei Google in den Index kam, kann es heute innerhalb weniger Sekunden schon soweit sein. Dank Twitter, Ping-Diensten und RSS hat die automatisierte Verbreitung von Inhalten rasant zugenommen. - Inhalte teilen
Einen favorisierten Inhalt mit seinem Netzwerk zu teilen, ist heute nicht mehr an Programmierkenntnisse (HTML, PHP) oder zeitlich aufwändige Methoden gebunden, sondern funktioniert in Echtzeit per Klick, Tippen oder Wischen. Auch die mobile Nutzung und Verbreitung ist sicher ein wesentlicher Faktor, dass mehr Inhalte die Runde machen. - Relevanz und Authentizität
Je stärker die Bewertung und die Anzahl der Shares und Kommentare in die Bewertung mit einfließt, umso größer wird die Relevanz der Suchergebnisse. Reine SEO-Seiten, die nur zum Geldverdienen im Netz stehen (Stichwort: „AdSense-Werbung“) lassen sich über die Sozialen Kanäle deutlich schlechter vermarkten. Was dies für Anbieter von Blasenpflastern oder Funktionsunterwäsche bedeutet, lässt sich ebenfalls schnell erkennen. - Vitamin B
Heute ist es leichter als je zuvor, mit den „richtigen“ Kontakten ins Gespräch zu kommen. XING, LinkedIn, Facebook und auch Blogs machen die direkte und persönliche Kontaktaufnahme zum Kinderspiel – zumindest wenn ein Grundverständnis des „richtigen Tons“ vorhanden ist. Dass sich die Vernetzung auch im Bereich der Suchmaschinen-Optimierung gewinnbringend nutzen lässt, wissen nicht nur die Linkbuilder.
Im suchradar-Magazin Ausgabe 31 gab es ein schönes Zitat, das ich zum Abschluss dieses Artikels noch einbinden möchte:
„Social SEO, also die Verbindung von Social Media und SEO, ist ein interessantes Feld, weil Unternehmen hier viele Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Direkter, qualifizierter Traffic, organischer Linkaufbau und bessere Rankings. All das kann funktionieren, weil Suchmaschinen soziale Signale in die Suchergebnisse einbeziehen und weil zeitgleich das Teilen von Inhalten zu einer normalen Tätigkeit im Netz geworden ist.“
Der Begriff Social SEO wird uns sicher noch einige Zeit beschäftigen; mit mir wartet eine ganze Branche in großer Spannung darauf, welche konkreten Auswirkungen die Social Signals in einigen Jahren haben werden. Doch (bitte mal zurückspulen) drei Dinge bleiben mit Sicherheit: Profilierung, Sichtbarkeit und Kontinuität. Wer auf hervorragende Inhalte setzt und diese regelmäßig sichtbar macht, braucht vor den Veränderungen keine Angst zu haben, sondern kann sich gelassen auf die verbesserten Suchergebnisse durch Social SEO freuen.
Klasse Beitrag, Thomas! Für mich eine Antwort mehr auf die Frage: Wie kommt Google eigentlich auf meine Suchergebnisse :).
Tolle Zusammenfassung, vielen Dank dafür!
Schön, wenn man bestätigt bekommt, dass die eigene Strategie richtig ist.
Viele Grüße
Lieber Thomas,
ich habe den Artikel soeben von meinen Studenten einschliesslich der Links durcharbeiten lassen. Das war sehr erfolgreich, weil wir danach einen gemeinsamen und begründeten Standpunkt zu Social SEO hatten. Danke für die interessante Zusammenstellung
Viel zu viele glauben, wenn sie eine Unternehmensseite bei google oder fb bzw. ein Profil bei Xing haben, geht der Rest von allein.
Dabei ist der Punkt 3: Kontinuität der wichtigste. Das bedeutet allerdings viel Zeit und Aufwand. Wer also überall Profile erstellt hat, kann täglich auch gut eine Stunde Zeit je Profil rechnen für Recherche, Austausch und teilen von Informationen, die echtes Interesse wecken. Manchmal verkommen diese „Informationen“ zu reiner Werbung auch für Freunde aus dem Umkreis. Oft wird tagelang gar nichts gepostet.
Wer also merkt, dass er die Zeit für diese Art der Optimierung nicht hat, soll es ganz lassen. Der Wert der aufgewendeten Zeit geht gegen Null.
Schön ist, dass Authenzität im Vordergrund steht. Der persönliche Stil, einen besonderen Schwerpunkt und echte Informationen sind der Schlüssel auf Dauer Kontakte aufzubauen und Kunden zu binden.
Wer dies nicht leisten kann, sollte sich fachliche Hilfe holen oder sich in einem Verbund zusammenschließend, der diese breite Palette an unterschiedlichen Aufgaben übernimmt.